Gelebte Inklusion ist ein Gewinn für Bonn

31.05.2019

Am Freitag, den 31. Mai 2019 besuchte auf Einladung des CDA Kreisverbands Bonn die Beauftragte für Menschen mit Behinderung sowie für Patientinnen und Patienten in NRW, Claudia Middendorf, zusammen mit dem Landtagsabgeordneten Christos Katzidis, mehrere Einrichtungen im Bonner Süden. Unter dem Motto „Gelebte Inklusion in Bonn“ wurden vier Einrichtungen kennengelernt, in denen Menschen mit Behinderungen arbeiten, gefördert oder gepflegt werden, oder leben.
Gemeinsam mit dem Kreisvorsitzenden der CDA Roland Andreas Krichel, konnten Orte der gelebten Inklusion und die wichtige Arbeit der Institutionen genauer beleuchtet werden. Die Einrichtungen nahmen die Möglichkeit wahr, mit der Landesbeauftragten über Chancen und Probleme zu diskutieren. Wichtig bei der Inklusions-Tour war den Teilnehmern, Menschen mit Behinderungen aller Altersklassen kennenzulernen. Von der Kita über die Arbeit und intensive Pflege junger Menschen, bis hin zu gemeinsamen Wohngemeinschaften von Senioren sollten alle Bereiche des Lebens dargestellt werden. Middendorf und Katzidis konnten sich dabei mit den Fachkräften der Einrichtungen und den Bewohnern offen austauschen.
1. In der Inklusionskindertagesstätte Sonja Kill von Heilig Kreuz wurden wir Sonja Velten und Nicole Boaro, begrüßt. Die katholische Kita umfasst 45 Plätze, davon haben 15 Kinder einen besonderen Förderbedarf. Dr. Hanns-Christoph Eiden von der Bürgerstiftung Rheinviertel als Trägerverein wies auf die vielen Unterschiede der Tagesstätte im Vergleich zu anderen Kitas hin. Schwerpunkte sind in dieser KITA Inklusion und Psychomotorik. Ein Fachkräftemangel wird hier auch schon festgestellt. Katzidis wies darauf hin, dass hier die negativen Folgen einer zu starken Akademisierung gesehen werden. Wünschenswert wäre eine bessere Wahrnehmung des Berufsfelds der Erzieher. Vertreter der Kita wiesen darauf hin, dass man mehr Schulen, mehr Lehrer und mehr Auszubildende bräuchte. Durch eine neue Bewertung der Arbeit, könnte mehr Personal eingestellt werden.

2. Das „Haus am Stadtwald“ ist ein spezialisiertes Versorgungszentrum für jüngere Erwachsene, die Opfer von Verkehrsunfällen, oder Hirnblutungen oder von Schlaganfällen wurden. Der Geschäftsführer Bernd Kayser und Herrn Achim Konitz, Geschäftsführer der Evangelischen Axenfeld Gesellschaft begrüßte die politischen Anwesenden. In dem Versorgungszentrum sind zurzeit 40 Menschen im Alter von 18 bis 55 Jahren, die eine ganz andere Pflege als ältere Patienten im Seniorenheim benötigen. Das Zentrum ist zu jeder Zeit zu 100% ausgebucht, da eine hohe Nachfrage in unserer Region bestehe. Fast alle Patientinnen und Patienten haben die höchsten Pflegegrade 5. Nach 11 Jahren, wird auf Grund der hohen Nachfrage aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis, die Einrichtung um acht Plätze aufgestockt. Die Besucher erkannten auf den ersten Blick, dass es sich nicht um ein Krankenhaus handelt. Alle Zimmer wurden von den Langzeitpatienten und Ihren Familien individuell eingerichtet.
Auch im Haus am Stadtwald wurde der hohe Akademisierungwahn kritisiert. Sie sei nicht zwingend notwendig, denn dadurch würden Pflegeberufe in der Öffentlichkeit nicht so gut angenommen. Hohe Erwartungen setzt man daher in die „quasi-duale-Ausbildung. Der neue Ausbildungsweg soll zur Pflege von Menschen aller Altersgruppen in allen Versorgungsbereichen befähigen. Die Berufsbezeichnung lautet: "Pflegefachfrau" oder "Pflegefachmann". Dann kann auch das Versorgungszentrum selber ausbilden, was bisher nicht möglich war.
3. Zum Mittagessen trafen sich die Teilnehmer im „Godesburger“, dass erste inklusive Better-Burger-Restaurant. Geschäftsführer Bruno Straub begrüßte ganz herzlich und schilderte, dass im Restaurant sieben Menschen mit Behinderungen im Schichtdienst arbeiten. Obwohl zum Teil taubstumm, oder lernbehindert würden sie nach klaren Anweisungen alle eine sehr gute Arbeit leisten. Eine Anregung an die Politik hatte Straub auch: Bei der Bürokratie in Deutschland kommen die Beschäftigten und die Leitung des Restaurants bis an ihre Grenzen.
4. Das neue „Wichern-Haus“ wurde von der evangelischen Friedenskirchengemeinde neu gebaut. Hier wurde ein Mehrfamilienhaus für Menschen in ambulanten, betreuten Wohnen mit Inklusion errichtet. Susanne Land von der Lebenshilfe Bonn und Iwona Stoevesandt, Leiterin der Einrichtung begrüßten die Besucher zusammen mit Bewohnern der Einrichtung. Das Wichern-Haus ist ein Projekt nicht nur für Schwerstbehinderte, sondern auch für Menschen mit leichten Einschränkungen. Die Wohnungen haben eine gemeinsame Küche und zwei Zimmer für zwei Parteien, mit einem behinderten gerechten Badezimmer.
Auch hier nahmen die Teilnehmer die Anregung an die Politik auf: In Deutschland haben viele Fachkräfte aus europäischen Ländern ein Problem mit der Anerkennung von Abschlüssen.
Insgesamt war der Austausch mehr als gelungen, sodass Roland Andreas Krichel eine weitere Tour durch das „inklusive Bonn“ für den 12. August 2019 versprach. Teilnehmer wie Besucher konnten sich informieren und haben Fragen beantwortet und Anregungen von der Tour mitgenommen und Neues kennen gelernt.